Bandscheibenvorfall: Woher er kommt, wie man ihn lindern kann
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Die Bandscheiben befinden sich zwischen zwei benachbarten Wirbeln der Wirbelsäule. Zu einem Bandscheibenvorfall – medizinisch als Prolaps bezeichnet – kann es kommen, wenn die Bandscheiben aus verschiedenen Gründen (siehe unten) beschädigt werden oder verschleißen.
Meist wird der Faserknorpelring einer Bandscheibe zunächst porös, dünner und wölbt sich langsam immer mehr in Richtung Wirbelkanal und Nervenstrang. Diese Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls wird Bandscheibenprotrusion synonym Bandscheibenvorwölbung genannt. Wenn der Bandscheibenring durch den Druck der Vorwölbung oder andere Einflüsse einreißt (in unserer Abb.: hellblau), kann die innen liegende Gallertmasse (dunkelblau) aus der beschädigten Bandscheibe in den Wirbelkanal austreten, sodass Rückenmark und Nerven gereizt und heftige Rückenschmerzen ausgelöst werden die teils bis in Arme und Beine ausstrahlen.
Man unterscheidet zwei Prolaps-Varianten: Wenn Gallertmasse durch den Riss aus der Bandscheibe austritt, spricht man von Bandscheiben-Extrusion. Wenn sich gar Teile des Kerns oder der Bandscheibe ablösen, handelt es sich um eine Bandscheiben-Sequestration.
Einen Bandscheibenvorfall erleiden etwa 5% der Bevölkerung. Am anfälligsten für einen Bandscheibenvorfall ist übrigens die Lendenwirbelsäule (LWS), da hier die größte Belastung im Bewegungsablauf der Wirbelsäule stattfindet. Halswirbelsäule (HWS) und Brustwirbelsäule sind seltener betroffen.
Abb.: Bandscheibenvorfall / Bandscheiben-Extrusion
Der aus der Bandscheibe austretende Gallertkern drückt schmerzhaft auf den Nerv.
Bandscheibenvorfall Symptome
Die vielseitigen Symptome eines Bandscheibenvorfalls sind bei jedem Patienten individuell; sie hängen vor allem davon ab,
- in welchem Bereich der Wirbelsäule der Vorfall passiert ist,
- mit welcher Stärke und wie lange die beschädigte Bandscheibe auf Nerven und/oder Rückenmark drückt
- in welcher körperlichen Verfassung sich der Betroffene befindet; zum Beispiel ob weitere (Vor-) Erkrankungen der Wirbelsäule vorliegen
Übrigens, nicht jeder Bandscheibenvorfall verursacht Symptome und Schmerzen – diese entstehen erst, wenn eine Bandscheibe so stark beschädigt ist dass sie tatsächlich auf einen Nerv oder auf das Rückenmark drückt.
Häufige Symptome bei Bandscheibenvorfällen
- Stechende Rückenschmerzen, nicht nur aber vor allem im betroffenen Bereich
- Einschränkung oder Verlust der Beweglichkeit. Meist nimmt man eine Schonhaltung ein, um die Schmerzen möglichst zu reduzieren
- Wenn das Rückenmark betroffen ist: Lähmungserscheinungen; Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl die bis in Arme und Beine ausstrahlen können
- Der betroffene Bereich ist druckempfindlich und reagiert mit Schmerzen auf Druck zum Beispiel beim Liegen oder beim Anlehnen
Häufiger als Brust- und Lendenwirbelsäule ist die Halswirbelsäule von einem Bandscheibenvorfall betroffen. Symptomatisch sind hierbei:
- Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, (Ohr-) Druck
- Verhärtung der Muskulatur im Nackenbereich und zwischen den Schulterblättern
Ursachen für einen Bandscheibenvorfall
Der Verschleiß einer Bandscheibe hängt von ihrer Belastung ab. Tendenziell nutzen sich Bandscheiben mit fortschreitendem Alter immer mehr ab. Wer seine Bandscheiben schonen möchte sollte bestimmte Verhaltensweisen und Zustände vermeiden:
- Dauerhaft schwere körperliche Arbeit mit Heben schwerer Lasten
- Übergewicht
- Falsche Körperhaltung und ruckartige Bewegungen
- Ungenügende Regeneration der Bandscheiben, zum Beispiel durch ungeeignete Matratze
- Sportarten die die Wirbelsäule erschüttern oder verdrehen
- Andererseits ist Bewegungsmangel ungünstig; schonende Sportarten kräftigen den Rücken
Therapie und Behandlung eines Bandscheibenvorfalls
Was tun bei Bandscheibenvorfall? – das hängt in erster Linie von den Symptomen ab. Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Behandlung: operativ und konservativ.
- Operative Behandlung: Bei der Standardoperation wird der ausgetretene, vorgefallene Teil des Bandscheibenkerns entfernt und somit der Nerv entlastet.
- Konservative Behandlung: Etwa 90 Prozent aller Bandscheibenvorfälle werden ohne Operation behandelt – mit einem individuellen Mix aus Schmerz-, Physio- und Bewegungstherapie.
Gesunde Bandscheiben (Ansicht von vorne und von hinten)
Tipps für das Leben mit Bandscheibenvorfall im Alltag
Neben der medizinischen Therapie ist es sehr sinnvoll, seinen Alltag auf „Bandscheibenvorfall“ einzustellen – und zwar möglichst in jeder Phase, Tag und Nacht.
- Sportliche Aktivität: Auch wenn es schwerfällt – schonende Bewegung und Sport sind in den meisten Fällen bei Bandscheibenvorfall sinnvoll, um Muskulatur aufzubauen und den Rücken zu kräftigen. Potentiell hilfreiche Sportarten sind Schwimmen, Wassergymnastik, Walking und Radfahren.
- Regenerativer Schlaf: Damit sich die Wirbelsäule und die Bandscheiben optimal erholen können, benötigt man eine geeignete Matratze die für die ergonomisch-orthopädische Lagerung des Körpers sorgt. Empfehlenswert ist das drucklose Schlafen auf Luft auf einem Luft-Schlafsystem.
Bandscheibenvorfall beim Liegen regenerieren